Freitag, 24. August 2012

Künstlertip: Willie Bester

Nun, da die akute Folter des Hausarbeiten-Schreibens zumindest für eine der Hausarbeiten vorüber ist, kann ich etwas beruhigter mit dem Thema meiner Forschungen umgehen. Ich möchte niemanden mit ausufernden Beschreibung der südafrikanischen (Widerstands-)Kunst unter der Apartheit langweilen, zumal dies völlig den Rahmen dieses kleinen Blögchen sprengen würde.

Ich möchte euch heute einfach einen Künstler und seine Werke ans Herz legen, die auf den ersten Blick ziemlich diffus wirken, die aber bei näherer Betrachtung ein komplex Konzept innehaben und reich an Motiven, Allegorien, an Schrift, Geschichte und Symbolen sind und auf faszinierendeweise den Alltag unter der Apartheid nacherzählen.

Willie Bester: Hamba Kahle (Tribute to Chris Hani), 1993
Als Sohn eines Xhosa und einer Farbigen wurde Bester 1956 in einem Dorf am Kap geboren.Schon als Kind baute Bester Spielzeuge aus Fundstücken von Müllkippen zusammen und
verkaufte diese an Nachbarskinder. Diese Fähigkeit, aus dem chaotischen Überbleibseln der
Städte, in Müllhalden geeignetes Material für Skulpturen und Installationen zu finden, ist auch
heute noch in Besters Werken zu sehen. Als Autodidakt fand Bester schnell seinen eigenen Stil und ist mittlerweile international erfolgreich -- obwohl er eigentlich vom Beruf her Zahntechniker ist und wie fast alle schwarzen Kinder im Apartheid-Südafrika keine nennenswerte Schulbildung erhalten hatte.

 In den meisten seiner Collagen verewigt Bester Personen der Widerstandsbewegung, wie Chris Hani (Hamba Kahle – Tribute to Chris Hani, 1993),
aber auch „einfache“ Mitglieder der schwarzen Gesellschaft, die sich nicht unbedingt durch
direkte Beteiligung im Widerstand auszeichneten, jedoch einen fundamentalen Beitrag zum
Zusammenhalt der schwarzen Bevölkerung leisteten, wie beispielsweise Mütter (Family Unit,
1993). Bester beschäftigt sich in seinen Werken jedoch nicht allein mit heldenhaften Personen des
Widerstands, sondern – besonders in seinen Skulpturen – auch mit den Ausmaßen, in denen
Sozialstrukturen und die Institutionen der Apartheid das Individuum manipulierten.
Dies zeigt beispielsweise das immer wiederkehrende Motiv des Tropfs  bzw. der Kanüle, welches die Gehirnwäsche der Menschen durch das Regime darstellt: Wie unter der Drogen gesetzt, verfügen die Menschen über keine eigene Entscheidungsgewalt mehr bzw. tun unmenschliche Dinge im Namen des Systems. Ein eindeutigeres Motiv für Gewalt und Einschüchterund und Terror sind in die Collagen eingearbeiteten Waffen und Patronenhülsen, außerdem Taue und Ketten, die als Fesseln der Apartheid gesehen werden können. Interessant ist auch Besters Nutzung der Gitarre: Einerseits assoziert man mit Musik ja etwas harmonisches, fröhliches, friedliches; gleichsam kann aber auch Musik einlullend sein und taktangebend -- die Menschen sollen nach der Musik des Regimes tanzen. Hamba Kahle zeigt Chris Hani, Generalsekretär der South African Communist Party und Mitglied der ANC,
handelt, der am Ostersonntag 1993 erschossen wurde.

Trotz dem Ende der Apartheid ist Bester motiviert, Missstände Südafrikas weiterhin
aufzuzeigen, denn, denn, wie er selbst sagt: „What I try to get behind is why it is so difficult for people to change their old ways.
It hasn't worked out the way I imagined. People who thought they were superior haven't really changed. I
try to find out through studying history what gives people the right to think that way. I try to find a solution,
not to be disappointed, to reach an understanding.“


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen